Tanzübung: Der Basis-Stand

Einführung und Wirkung

Der Basis-Stand - kurz "Basis" - ist der [Grundstellung] aus dem orientalischen Tanz ähnlich. Beim orientalischen Tanz kommt es auf eine von der Taille ausgehend gestreckte Haltung an. Die Haltung des Oberkörpers beim afrikanischen Tanz wirkt eher gelöst. Dabei ist der Rumpf ganz leicht von den Leisten aus nach vorn gebeugt - eine Haltung, die du beim orientalischen Tanz kaum finden wirst.

Wo es sich beim orientalischen Tanz um eine leichte, aber angenehme Spannung - keinesfalls zu verwechseln mit Anspannung - in den Muskeln handelt, da setzt der afrikanische Tanz bei dem Skelett, bei den Knochen an. Gemeint ist damit, daß die Bewegungsimpulse beim afrikanischen Tanz nicht von den Muskeln, sondern von den Knochen her ausgelöst werden. Wir werden darauf z.B. in [Grundschritte] noch genauer eingehen.

Zwischen Himmel und Erde, das ist die Orientierung im afrikanischen Tanz und unsere Ortung im Basis-Stand. Beim Basis-Stand geht es einerseits um den spürbaren Kontakt zum Boden und andererseits um den Kontakt mit dem "Oben". Die Erde trägt uns und unsere aufrechte Haltung verbindet uns mit dem Himmel.

Zum Einüben des Basis-Standes werden wir uns primär auf den Bodenkontakt - wir bezeichnen das als Erden - konzentrieren. Je mehr dir dieses Erden vertraut wird, je lockerer wird der Körper und je mehr wirst du eine Ahnung von dem "Oben" entwickeln. Geerdet-Sein und Muskelverspannungen schließen sich aus. Ein geerdeter Körper wirkt lebendig, strömt und kribbelt und wird "im Raum präsent" empfunden - und gerade dieses Sich-im-Raum-erleben ist es, woran sich die Empfindung von dem "Oben" anknüpft.

Der Basis-Stand ist nicht nur eine wichtige Grundübung für den afrikanischen Tanz, sondern fördert eine gesunde Haltung. Du wirst dich auf Sicht - besonders, wenn du dir dieses Haltung im Alltag angewöhnst - lockerer und energetischer fühlen.

Durchführung

  • Stehe aufrecht und lasse deine Arme locker seitlich hängen.
  • Stelle die Füße etwa schulterbreit auseinander und parallel zueinander.
  • Du stehst auf der ganzen Fußsohle, das Gewicht gleichmäßig verteilt. Spüre in deine Füße, in deine Fußsohlen hinein. Beachte deine Zehen(!), sie gehören dazu und tragen einen Teil deines Körpergewichtes. Lasse sie ganz locker und sich lang strecken. Spüre, wie der Boden gegen deine Fußsohlen (einschließlich Zehen) drückt und wie du dich mit den Fußsohlen am Boden "festsaugst".
  • Die Knie sind leicht gebeugt - eben so, daß du keine Spannung in den Knienkehlen spürst - und offen, d.h. leicht nach außen gedrückt.
  • Dein Becken ist aufgerichtet - weder nach vorn, noch nach hinten gekippt - und "hängt" in dieser Stellung ganz locker. Ein Bild dazu: Stelle dir vor, an deinem Steiß hängt ein Gewicht wie ein Lot.
  • Dein unterer Rücken ist gerade - keinesfalls ein Hohlkreuz machen. Ein gerader unterer Rücken ist ein Zeichen dafür, daß du dein Becken korrekt hältst.
  • Die Schultern lasse ganz locker und schwer fallen.
  • Der Kopf ist gerade, Nacken- und Gesichtsmuskeln locker. Stelle dir vor, wie dein Kopf am Scheitel an einem Faden aufgehängt ist und deine Haltung aufrecht hält. Strecke dich nicht nach oben, sondern lasse dich sanft von dem imaginären Faden nach oben ziehen.
  • Atme in den Bauch oder weiter bis in die Genitalien. Versuche dabei deinen Atem möglichst wenig zu beeinflussen - lasse dich atmen, lasse deinen Atem fließen und lasse alle Spannung, die du in deinen Muskeln hältst aus deinem Körper in deine Fußsohlen und weiter in den Boden fließen.

Als Ausgangstellung für den afrikanischen Tanz beuge deinen Rumpf aus den Leisten heraus leicht nach vorn. Für andere Übungen kannst du eine eher gerade Haltung wählen. Aber bedenke: Was wir oft als gerade Haltung empfinden ist tatsächlich alles andere als gerade. Viele Menschen stehen im Hohlkreuz, wobei sie notwendig den Oberkörper nach hinten neigen. Daher experimentiere mit deinem Stand und der Neigung deines Rumpfes.

Beobachte deinen Stand, gehe Schritt für Schritt immer wieder die einzelnen Punkte durch. Dabei an sich herumzukritteln bringt nichts. Wenn dir eine Passage entglitten ist, nimm sie einfach wieder wie beschrieben ein. Diesen Stand lernt dein Körper nicht von heute auf morgen, aber wenn er ihn einmal erlernt hat, schenkt er dir damit ein Stück Lebensfreude.

Hinweise

Anfangs mag es sein, daß du diesen Stand eher als unbequem empfindest, wenn du ihn längere Zeit einnimmst. Der Körper ist ein Gewohnheitstierchen, daß sich natürlich in seiner gewohnten Stellung am sichersten und damit am bequemsten fühlt, auch wenn diese Haltung noch so verkrampft sein mag.

Der Körper muß oft ein völlig neues Gleichgewicht finden. Denn allein das Stehen mit leicht gebeugten Knien ist für manche Menschen eine wackelige Angelegenheit, da die gewohnte Spannung wegfällt. Sie müssen erst lernen, daß der Körper zum Stehen diese Spannung nicht braucht.

Das Stehen im Basis-Stand kostet insgesamt viel weniger Kraft und Engergie, als die ungesunde Haltung - leider - sehr vieler Menschen.

Die [Grundstellung] findest du unter den Tanzfiguren. Sie ist Teil vieler orientalischer Tanzstellungen und vermittel das typische orientalische Tanzgefühl. Der Basis-Stand ist zwar ein wichtiger Schlüssel zum afrikanischen Tanz, aber gleichzeitig eine gute und sinnvolle Ausgangsstellung für viele Übungen. Daher findest du ihn nicht unter den "Tanzfiguren", sondern unter den "Übungen".

Diesen Artikel teilen